Passauer Neue Presse: Ringlstetter begeistert bei Vorpremiere

von Christine Pierach

Brandneues Solo in der ausverkauften Redoute: Von ASMR-Clips, der Therme Erding und dem Tagebuch aus Jugendtagen.

 

 

Im neuen Programm, mit dem er zum überhaupt zweiten Mal auftrat, bleibt der Ringlberger, wie ihn ein treuer Kumpel nennt, seinem Anfangskonzept treu, diesen chronologisch geordneten Geschichten aus seiner Kindheit und Adoleszenz auf dem Land. Also, in der Provinz. In der niederbayerischen Provinz.

 

Warum ist man, wie man ist? Wegen der Herkunft, der Erziehung, des sozialen Umfelds? Dann hat man es gerade in Niederbayern nicht einfach, sagt Ringlstetter.

 

Der nahe Straubing aufgewachsene Münchner Musikant, studierte Historiker und Germanist bleibt sich auch im neuen Solo treu, bleibt sperrig und charmant zugleich, g’schert und kultiviert, Faxenmacher und Sozialkritiker, Anarchist und Anti-Held. Er hat momentan zwei Lieblingsausdrücke: "Danke, Merkel!" und "aufgrund von Gründen". Und es geht, abgesehen von Geschichten zu Tagebuch-Einträgen dereinst von Klein-Hannes, halt nun mehr um die Erlebnisse des abgeklärteren, ausgewachsenen Ringlstetters. Etwa in einem Wohlfühlhotel im Bayerischen Wald, beim Zugfahren, beim Tauchen im FKK-Becken der Erdinger Therme, die seither für ihn die wahre Apokalypse ist, in der BR-Redaktion, im Tokioter Biergarten und daheim mit den volljährigen Nesthocker-Kindern. Der Älteste liebte es, Chips verbotenerweise im Bett zu essen, für sich sprechende Krümel fand der Hannes ständig in der Dusche. Plötzlich nicht mehr. Denn der Filius ist zum neuen Trend dieses Video-Konsums übergegangen, schaut jetzt ASMR-Clips, Filmchen, die wohlige Schauer und Kopfhautkribbeln auslösen, die bei manchen sogar als Medizin wirken gegen Panik und Schlafstörungen. "Der Bub lässt jetzt Chips fressen", bilanziert Hannes Ringlstetter.

"Aufgrund von Gründen" wird jeden begeistern, der sich an der sympathischen Authentizität, den Gedankensprüngen und den charmanten bis bissigen Geschichten des Wahl-Münchners zu laben vermag. Dass der zweite Teil ein bisserl holpert, (noch) nicht so schlüssig sich entwickelt wie der erste, ist eine Zeiterscheinung aufgrund von Gründen, zum Beispiel einfach dem Stadium "Vorpremiere" zuzuschreiben. In der ausverkauften Redoute war das bei der Zugabe, der gesungenen Liebeserklärung "Niederbayern", zu Recht vergeben und vergessen.