Schön gschert

Schön gschert

 

Hannes Ringlstetter ist einer von den Echten in der hyperaktiven und grellbunten Welt des Show-Business. Er nennt die Dinge beim Namen und redet nicht lang drumherum. Und nur weil die Stirn bis zum Hinterkopf reicht, zieht er doch nicht so ein albernes Hütchen oder Kapperl an. Doch, einmal hat er sich was auf den Kopf gesetzt bei seinem ausverkauften Gastspiel am Donnerstag auf der Bühne des Flussfestivals: beim Rap mit dem Programm- Titel "Fürchtet Euch nicht!". Da geht nun wirklich die Post ab und die Basecap hoch. Dabei verzichtet der Mann aus Niederbayern jedoch auf diese beim Rap übliche verkrampfte Handhaltung und das Taumeln des Körpers, das aussieht wie bei

unterforderten Zootieren.

Er bleibt bei sich und verlässt sich auf seine warme dunkle Sing- und Sprechstimme, die Frauen tief einschnaufen und normalstimmige Männer wohl ein bisschen neidisch werden lässt. Und auf seine Band, die gelegentlich mitspielen darf bei seinen Sketchen und humoristischen Einlagen mit Erinnerungen aus seiner Jugend froher Tage. Und er bleibt sich treu, ab und an auch richtig gschert zu sein. "So bin i" singt er aber warm und weise und schruppt dazu heftig auf wechselnden Gitarren. Und schon bald der erste Hit an diesem mückenlosen und blauen Sommerabend: "Bau ma auf, bau ma ab". Nicht wenige kennen zumindest den Refrain "Paris, New York, Alteiselfing". Da wackelt zum ersten Mal die Bühne, und im Publikum wird fröhlich geklatscht und gestampft. Gleichwohl lässt es sich auf die Songs nicht wirklich tanzen. Sie sind zu komplex arrangiert, und das macht die Sache nicht zu einem reinen schenkelklopfenden Gaudium, sondern zu einem hochklassigen Rockkonzert.

Hannes Ringlstetter macht keine raumgreifenden Gesten, er muss nicht antreiben, damit sich was rührt auf den Rängen, er spricht das Publikum mit "liebe Menschen" an und bezeichnet Wolfratshausen als "Hubert-und-Staller- City". Bei dieser Krimiserie spielt er übrigens selbst eine Minirolle. Wir Menschen kneifen die Lippen zusammen, um nicht lauthals loszulachen, wenn er beschreibt, wie es in einem Zimmer riecht, in dem ein Zwölf- oder Fünfzehnjähriger haust: "Es saftelt." Da lässt er es wieder einmal aufblitzen, das Deutliche, das Gscherte, das Grobe seiner Landsleute.

Insgesamt und überhaupt sei seine Formation aus den verschiedensten Erdteilen Bayerns eine "Dienstleistungs-Band, sagt Ringlstetter. Wofür genau, das mag sich jeder selbst zusammenreimen. Der 49-jährige Musiker, Sänger, Kabarettist, Schauspieler, TV-Moderator und Buchautor jedenfalls hat als Dienstleister Spitzenmusiker gefunden rund um seinen wohltuenden Gesang zwischen derben und hinreißend poetischen Texten und seinem ambitionierten Gitarrenspiel. Beispielsweise die "Bitches", zwei junge Männer, die sozusagen die Backgroundsängerinnen ersetzen oder eher neu erfunden haben: Extra-Applaus für diese Sänger, die da in den höchsten Tönen jubeln. Beifall gibt es auch reichlich für Edgar Feichtner, den Multi-Instrumentalisten, der auch schon mal in ein Alphorn hineinbläst. Und einen tröstenden für den Keyboarder Christian Schmelz. Denn ihm ist ein alter Musikerwitz gewidmet: "Was haben Keyboard und Kondom gemeinsam?" Die Lösung: "Mit ist sicherer, ohne schöner." Und immer wieder bekommt auch der stumme, hervorragende aber angeblich kein Niederbairisch verstehende Gitarrist aus Wyoming eine Unverschämtheit zu hören. Das Menschenpublikum sieht dem Ringlstetter das nach, denn es wird schließlich auch verwöhnt und versöhnt mit poetischen Texten wie "Zwei Cowboys", einem Liebeslied, oder "A Ruah" mit langem Intro von Ringlstetter. Dann als Zugabe endlich: "Niederbayern", ein weiterer Hit des Frontmannes. Im Text wird Ringlstetter wieder einmal deutlich: "Da, wo ,Tina ich liebe dich' an jedem Scheißhäusl steht." Warum soll man drumherumreden, das heißt doch in Echt auch so oder?